Die Babymassage von der ich hier berichte, ist die Babymassage nach dem Ansatz der IAIM (mehr dazu unten), sie ist keine medizinische Massage im klassischen Sinn. Bei der IAIM Babymassage geht es um Berührung mit Respekt, so ist sie eine Art Nahrung für den Hunger nach Berührung. Ohne intensive Berührung können Babys nicht gedeihen, sie ist lebenswichtig. Der Berührungssinn ist der früheste entwickelte Sinn im Mutterleib und der letzte der erlischt, wenn ein Mensch stirbt. Berührung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Gut angeleitete Babymassage ist eine liebe- und respektvolle Berührung zwischen Eltern/ Bezugsperson und dem Baby. Die Eltern lernen zu erkennen, welches der richtige Moment für die Massage ist, wie die Babys zeigen, dass es gerade nicht der passende Moment ist, was sie als besonders schön empfinden und wo eine Massage eher unangenehm ist.
Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. Die Massage kann dem Kind helfen, sich über seine Haut zu orientieren. Berührung geht aber auch „unter die Haut“. In der Embryonalentwicklung des Menschen entsteht die Haut aus dem gleichen Keimblatt, dem Ektoderm, wie Nervensystem und Sinnesorgane. Wenn wir die Haut streicheln, wirkt dies auch auf das Nervensystem.
Was sind die Vorteile der IAIM Babymassage?
Die IAIM Babymassage dient nicht nur dem allgemeinen Wohlbefinden des Neugeborenen, sie fördert im hohen Maße durch den intensiven Kontakt und die Interaktion die Eltern-Kind-Bindung sie ist eine Kommunikation mit allen Sinnen, eine Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen und über die Berührung einander besser kennenzulernen. Die Eltern lernen die Babysignale besser lesen und entwickeln dadurch schneller ein Verständnis für die emotionalen und körperlichen Bedürfnisse ihres Babys. Die Massage ist sanft und vermittelt Sicherheit.1 Sowohl in den Kurseinheiten, als auch in der 1:1 Anleitung zu Hause, ist es mir absolut wichtig, den Eltern aktiv zu zuhören, sie in ihrer Wahrnehmung des Babys zu bestärken und Rückversicherung über ihre Kompetenzen zu geben. Gerade beim ersten Kind erlebe ich immer wieder Verunsicherung was das Weinen betrifft. Den Austausch unter den Kursteilnehmerinnen zu ermöglichen, kann hier sehr unterstützend wirken und den Eltern helfen ihren Babys Gefühle zu erlauben und angemessen auf das Weinen zu reagieren.
Die Babymassage kann allgemein einen positiven Einfluss auf das gesamte Kreislaufsystem, auf das Verdauungssystem, die körperliche und geistige Entwicklung und auf das Schlafverhalten des Babys haben. Durch die Babymassage wird der Verdauungstrakt in seiner Funktion angeregt1, so kann sie unterstützend auf die Verdauung wirken und bei der Lösung von Bauchweh, Koliken, Verstopfungen und Magen-Darmkrämpfen helfen. Besonders eine sanfte Form der speziellen Bauchweh- oder Kolikmassage oder auch einer besonderen Fußmassage kann hier große Linderung verschaffen. Auch auf die Atmungsorgane und die Gehirnentwicklung kann die Babymassage positiven Einfluss nehmen.
Durch die Oxytocinausschüttung während der Massage, sowohl bei dem Baby, als auch der massierenden Person, fühlen sich oft auch die Eltern nach der Massage entspannter. Oxytocin ist ebenso wichtig für die Entwicklung der emotionalen Empathie. Die Babymassage könnte also auch eine Chance sein, mehr Mitgefühl in die Gesellschaft zu transportieren, mehr Verständnis für andere Menschen, Großzügigkeit und Frieden unter allen Menschen. Auch für den Vater bietet die Babymassage die Chance, eine besondere und intensive Zeit mit seinem Baby zu erleben.
Das richtige Öl für die Babymassage
Für die Babymassage werden geruchsneutrale reine Pflanzenöle empfohlen. Es sollte ein sehr reines Öl genommen werden, da es von der Haut aufgenommen wird. Mineralöle werden aus Erdöl hergestellt und es wird immer wieder diskutiert, ob sie die Hautatmung beinträchtigen können. Die pflanzlichen Öle sollten immer aus kontrolliert biologischem Anbau stammen und gut hautverträglich sein.
Babymassage in der Mütterpflege
Die Eltern werden aktiv. Um die Babymassage praktizieren zu können, muss das Baby wach und aufmerksam sein. Diese Momente sind in den ersten Wochen sehr rar gesät. Da ich als Mütterpflegerin über mehrere Stunden bei der Mutter bin, gelingt es oft schon in den ersten Tagen, kurze Massageeinheiten zu praktizieren, die sich sehr positiv auswirken können.
Da die Babymassage Bindung fördert, wird sie auch nur von Bindungspersonen ausgeführt, ich leite die Mutter/ den Vater an, ich massiere nicht selbst. Einzige Ausnahme könnte in Ausnahmefällen, bei Abwesenheit der Eltern und deren ausdrückliches Einverständnis dazu, die Kolikmassage, bzw. die spezielle Fußmassage zur Unterstützung der Darmtätigkeit sein.
Ansonsten gilt für mich immer: Auch bei einer Kolikmassage werden die Eltern selbst tätig, denn in so einer Stresssituation brauchen die Eltern die Bestätigung, ihrem Kind aktiv helfen zu können.
Für das Baby und die Eltern ist es sehr entspannend die Babymassage zu Hause zu erlernen, ohne Zeitdruck, ohne Rumorganisieren. Mitunter können auch die Geschwisterkinder mit einbezogen werden. So kann eine Wohlfühleinheit für die ganze Familie entstehen.
Warum habe ich die Weiterbildung bei der IAIM/ DGBM e.V. gewählt?
Die Ausbildung ist sehr intensiv, geht weit über das reine Vermitteln der Massagetechniken hinaus und ist von einem hohen Maß an Verantwortung gegenüber den Kindern und Eltern geprägt. Die DGBM, als nationale Vertretung der Internationale Gesellschaft für Babymassage (IAIM) hat ein Missbrauchs-Präventionskonzept entwickelt und setzt sich aktiv für den Kinderschutz ein. Die IAIM ist mit ihrem Programm weltweit in 70 Ländern vertreten. Das Alleinstellungsmerkmal ist die Berührung mit Respekt®, der Massage ist immer die Erlaubnisfrage vorangestellt. Das Bedürfnis des Babys hat immer Vorrang. Die Weiterbildung wird kontinuierlich weiterentwickelt und das IAIM Zertifikat genießt international ein hohes Ansehen. Die Vision der IAIM ist, liebevolle Berührung und Kommunikation durch Bewusstseinsentwicklung, Fortbildung und Forschung zu fördern, damit Eltern, Bezugspersonen und Kinder auf der ganzen Welt geschätzt, geliebt und respektiert werden.
Dieser Fachbeitrag ist inspiriert durch das Buch LIEBE HAUTNAH ERLEBEN von Clara Ute Laves. Bei den Textzeilen handelt es sich teilweise um Zitate aus diesem Buch, mit ausdrücklicher Erlaubnis der Autorin und des infantastic Verlages (www.infantastic.de). Clara Ute Laves: Liebe hautnah erleben, 9. überarbeitete Auflage 2020, infantastic Verlag, 1 S. 6/7, 2 S.20
Ich bedanke mich von Herzen dafür.
Informationen zur Autorin
Mein Name ist Susanne Hagemann.
Ich bin Mütterpflegerin und Kursleiterin für Babymassage C.I.M.I.® DGBM® IAIM
Ich lebe und arbeite im Landkreis Stade.
Ich lese, wandere und lerne sehr gern, praktiziere Yoga und Skilanglauf.